Spontane Hasstiraden
(un)durchdachte Liebeslieder
Die Flut – Deutschland freut sich (Juni 2013)
Categories: Krautgesänge

flut

Deutschland kann mit seinem solidarischen Volk protzen. So toll packen die sonst als „mecker-Deutschen“ verschrieenen an, wenn es darum geht den eigenen Landsleuten zu helfen. Und wie sozial und großzügig sich die Bundesregierung doch zeigen darf, indem sie dafür sorgt, dass geschädigte Unternehmen günstige Kredite bekommen. Für die Bundeskanzlerin ist das ja alles auch ganz praktisch. So kann sie in Gerhard Schröders Fußstapfen treten und sich ganz besorgt und solidarisch mit ihrem Sandsäcke schleppendem Volk in Gummistiefeln ablichten lassen. Die VOX-Nachrichten wissen sogar zu berichten: Nach der Flut ist ein kleiner wirtschaftlicher Aufschwung zu erwarten. Und, oh wunder! Baumärkte profitieren auch jetzt schon von den massiven Überschwemmungen, denn besonders gefragt sind momentan Wasserpumpen.

Und als wäre das nicht alles schön genug, liefern linksradikale Kritiker_innen und antideutsche Pöbelbacken auch noch das passende Feindbild. Wer die „bösen“ sind ist also glasklar. Nämlich genau diejenigen, die auch im Angesicht der Katastrophe keine Lust haben sich für das Bild der solidarischen Volksgemeinschaft instrumentalisieren zu lassen. Wer es also wagt in solch schweren Zeiten auch noch Kritik an Deutschland zu üben, die Frage auf zu werfen wie es denn kommt, dass Dämme brechen oder bei einigen Städten nicht von vorne herein genug Schutz vor Hochwasser vorhanden ist, setzt sich der moralischen Empörung des Deutsch-Mobs aus. Keine Sau fragt nach Bauvorschriften oder der Wirtschaftlichkeit von Dämmen. Ganz zu schweigen von der Frage was sowas wie Eigentum damit zu tun haben könnte, dass es nunmal Menschen gibt die sich dann halt eben nur ein Haus in einem flutgefährdeten Gebiet leisten können. Und wehe es wagt jemand das ganze satirisch aufzugreifen oder benutzt die Flut um ihrem_seinem Deutschland-Hass Ausdruck zu verleihen. Da kommt es dann ganz schnell zu Morddrohungen und der Forderungen nach Arbeitslagern.

So bleibt mal wieder, die bitter nötige Kritik aus. Oder sie wird nicht gehört.

Natürlich ist die Flut ein Ärgernis, aber die Deutschen machen das beste draus.

Die absaufende Existenz der Betroffenen wird zum Mittel für das nationale Interesse „Volksgemeinschaft“. Die Katastrophe vereint das deutsche Volk. Man kennt keine Parteien mehr, sondern nur noch Gummistiefel.

Alles bleibt wie es ist, und Deutschland freut sich.

Comments are closed.