Spontane Hasstiraden
(un)durchdachte Liebeslieder
Am zweit feuchtesten Ort der Welt – oder mit Jutebeutel durch den Dschungel

 

Erstmal möchte ich mich bei denjenigen entschuldigen, die enttäuscht sind weil sie sich ein bisschen mehr Inhalt von meinen Kamerun-Blogeinträgen erhofft haben: Ein bisschen Geduld, ich hab 2 Sachen in Arbeit irgendwann trau ich mich vielleicht auch mal sie online zu stellen. Wer es erfrischend findet, dass ich gerade nicht nonstop kritisiere sondern einfach ein bisschen von meinen Abenteuern berichte kann sich freuen, hier kommt ein weiteres.

 

 

Bis vor ein paar Tagen waren die Eltern meiner Mitbewohnerin zu Besuch, also haben wir uns ein bisschen Zeit für Touristen-Kram genommen. Dazu zählt z.B. ein Ausflug zu einem wunderschönen Wasserfall. An diesem Punkt möchte ich bevor ich loslege noch kurz was anmerken. Ich meine von meinem Vorbereitungsseminar in Erinnerung behalten zu haben, dass man scheinbar nicht Dschungel sagen sollte sondern Wald, weil es eben das ist, ein Wald. Der sieht hier nur anders aus. Darüber werde ich mich in diesem Fall hinwegsetzen. Zum einen weil zumindest die Art von Wald um die es sich in diesem Fall handelt von den Leuten die hier leben selber Dschungel genannt wird, zum anderen weil ich den Begriff doch ziemlich passend finde um genau diese Umgebung zu beschreiben. Mehr möchte ich erstmal nicht vorweg nehmen.

 

 

Also, in ihrem „Guidebook“ haben Rosas Eltern (die übrigens ganz nett sind, durch und durch Labour Party, zu den „New Labour“ Anfängen wieder ausgetreten und jetzt aus unerklärlichen Gründen doch wieder drin) irgendwas über einen Wasserfall gefunden. Stand nicht viel zu drin. Nur, dass die Leute im botanischen Garten eine Tour organisieren können. Wir dachten uns, ach cool ein Wasserfall, da gehen wir doch glatt hin. Viel Info gabs nicht nur, dass es klar geht und, dass wir einen ganzen Tag einplanen sollten. Ich wunderte mich ein bisschen, dass wir einen ganzen Tag für einen Ausflug nach Idenau (ca. 1 Stunde Autofahrt) einplanen sollten, aber der Typ hat wohl auch gesagt der Wasserfall sei ne ganze Ecke von Idenau entfernt.

 

 

Mit der Info, dass wir Turnschuhe tragen sollten weil wir ein kleines bisschen laufen müssten schulterte ich also eines Morgens (um 6!) trotz früher Stunde guter Dinge meinen inzwischen nicht mehr ganz so weißen Jutebeutel vom ääääääh.. ich nenns mal kontroversen Workers Youth Festival und schwang mich mit Rosa in das Auto welches erst uns und dann ihre Eltern einsammelte. Mit dem Auto gings bis Idenau, von dort aus ging es auf Motorrädern weiter bis zum Waldrand, von dort dann zu Fuß weiter. Nach guten 20 Minuten auf einem steinigen, aber immerhin vorhandenen Waldweg hörten wir Wasser rauschen. Toll! Dachten wir uns. Wir sind ja schon da! Mein Jutebeutel war zu diesem Zeitpunkt auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit übrigens schon klitschnass. Naja, auf jeden Fall Falsch gedacht, wir entfernten uns langsam aber sicher wieder von dem Rauschen, verließen den Weg und wanderten weiter auf einer Art Trampelpfad. Auch sehr steinig und obendrein rutschig. Einer der Männer die uns durch den Wald zum Wasserfall führten packte seine Machete aus und schlug den Weg überwucherndes Gestrüpp aus dem Weg. Ich versuchte nicht daran zu denken was für abartige Spinnen und Schlangen sich im Dickicht links und rechts von mir, und vor uns hinter mir verbergen könnten, und begann mich ein bisschen darüber, dass ich mich für das tragen einer kurzen Hose entschieden hatte. Eine Fehlentscheidung, die ich 10-15 Minuten später, als uns langsam dämmerte was uns blühen würde, wirklich bitter bereute. Denn inzwischen war nicht mal mehr ein Trampelpfad vorhanden. Der Mann der mit der Machete voraus lief kreierte inzwischen unseren Weg in dem er das Gestrüpp aus dem Weg schlug und markierte diesen in dem er hin und wieder ein Stück Rinde von einem Baum ab schlug. Wir befanden uns in Turnschuhen (ich dazu in kurzer Hose und nein nicht mit Rucksack sondern mit einem Jutebeutel der mir ständig im weg war) mitten im tiefsten Dschungel. Naja, konnte man dann auch nichts mehr dran ändern, also tapfer weiter. Bergauf krakseln, bergab rutschen, wandern, klettern, ausrutschen, auf den Hintern fallen. Rosas Eltern waren am Ende von oben bis unten vollgematscht, und hatten irgendwie eine Art Wettbewerb am start. Ich weiß nicht wer gewonnen hat, aber es ging darum wer am häufigsten auf die Schnauze fällt. Wenn es um die Intensität der Stürze ginge hätte ich aber wohl einen guten zweiten Platz hinter Rosas Vater. Er hat sich (wie er nach seiner Rückreise merkte) eine Rippe angeknackst, damit kann ich nicht ganz mithalten aber ich habe es immerhin hinbekommen mir das Schienbein ganz gut aufzuschrammen. Gar nicht mal so schlimm, sah aber dank fließendem Schweiß und allgemeiner Nässe auf den ersten Blick ganz schön gruselig aus.

 

 

Naja, als wir insgesamt ca. 2 Stunden unterwegs waren hatten wir dann auch endlich kapiert, dass die Ansage der Wasserfall sei eine gute Ecke von Idenau entfernt sich nicht auf die Autofahrt sondern auf den Fußweg bezog. Aber immerhin konnten wir jetzt den Wasserfall sehen. Toll sah das Teil aus, und wir dachten auch wir hätten es geschafft. Denn vor uns ging es steil bergab und was sich da an geschlossenem Dickicht auftat ließ die Urwald-Landschaft durch die wir uns zuvor gekämpft hatten wie einen Witz erscheinen.

 

 

Wieder falsch gedacht.

 

 

Die folgende halbe Stunde war die Hölle. Ich versuchte nicht mal mehr mich festzuhalten wenn ich hinfiel. Ich ließ mich nur noch plumpsen und stand danach wieder auf. Nachdem wir dann erfolgreich nach unten teils geklettert, teils gerutscht, teils gefallen sind (selbst der Mann mit Machete fiel auf dieser Strecke hin) hatten wir es dann aber auch endlich geschafft. Mein ganzer Körper juckte und ich war todesmüde, aber wir standen an einem Fluss vor einem atemberaubenden Wasserfall. Rosa und ich nutzen die Gelegenheit, zogen uns rasch um und stürzten uns ins kühle nass. Und das war der Hammer. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Oder war jemand von euch etwa schon mal direkt vor einem Wasserfall schwimmen? Außerdem half das eiskalte Wasser gegen das Jucken und die Müdigkeit.

 

 

Nicht wirklich ausgeruht aber erfrischt ging es dann zurück. Ich glaube auf dem Rückweg waren wir etwas schneller. Das lag aber glaub ich daran, dass wir den Punkt an welchem wir Erschöpfung und körperliche Schmerzen spürten hinter uns gelassen hatten. Zumindest ich hatte das Gefühl mein Körper lief einfach von alleine während mein Kopf einfach nur ankommen wollte.

 

 

Nach kurzer Pause gings dann zum zweiten Teil der Tour. Es sollte zu einem alten Leuchtturm und dann an einen See gehen. Ich habe es allerdings zu weder noch geschafft. Nach einer Stunde Kombination aus Wandern und Klettern beschloss ich, dass es besser sei wenn ich mich einfach auf einen Felsen setze, den Strand anschau und dort auf die anderen warte. Ich hatte mich am Morgen ein bisschen fiebrig gefühlt und nach den Strapazen des Vormittags hatte sich dieses Gefühl dann doch etwas verschlimmert. Rosas Mutter blieb mit mir zurück, war also auch so ganz nett. Trotzdem schade, die restliche Tour war anscheinend auch ganz abenteuerlich. Hätten wir beides an unterschiedlichen Tagen gemacht hätte ich bestimmt Spaß gehabt. Zum Kratersee an den es zum Schluss ging musste man anscheinend mit Hilfe eines Seiles und eines Baumes hoch klettern. Das hätte ich dann doch ganz gerne gemacht. Aber vielleicht halt wirklich nicht unbedingt mit einem Jutebeutel auf der Schulter und einem kränkelig-fiebrigen Gefühl.

 

 

Naja, alles in allem war das ganze sau anstrengend und abenteuerlich, aber auf jeden Fall tausend mal cooler als wie man es aus z.B. amerikanischen Nationalparks kennt. Wo man mit dem Auto so nah wie möglich an was cooles ran fährt und dann im Extremfall ein bisschen auf einem gefestigten Weg näher ran spaziert.

 

Ich weiß nicht wie wir es gemacht haben, aber irgendwie hatten wir am Abend dann sogar noch überschüssige Energie um ordentlich auf den Putz zu hauen und einen neuen Club in Limbe aus zu probieren. Also doch ein ganz cooler Tag.

 

 

Eine neue Narbe am Schienbein und 2 Tage Muskelkater haben sich definitiv gelohnt. Außerdem gutes Training für wenn wir uns in ein paar Wochen 3 Tage Zeit nehmen um Mount Cameroon, den zweit höchsten Berg Afrikas zu erklimmen.

 

 

Ich sags euch, wenn ich zurück komm bin ich ne Maschine =)

 

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